An meinem letzten Tag in Krakau nutzte ich das schöne Wetter, um noch einmal nach Podgorze hinaus zu laufen. Vom alten Arbeits- und Konzentrationslager Plaszow ist nichts mehr übrig geblieben, nur eine Gedenkstätte erinnert noch an das Grauen während der Nazi-Besetzung.
Wer den Film “Schindlers Liste” gesehen hat, der erinnert sich an den alten Steinbruch, in dem Steven Spielberg das Lager ansiedelte. Tatsächlich aber umfasste das eigentliche Lager eine wesentlich größere Fläche, die heute unter dem Begriff “Naherholungsgebiet” Verwendung findet.
Mittlerweile hat sich die Natur ihren Raum zurückerobert.
Spielberg platzierte übrigens die Villa des Lagerkommandanten Amon Göth rechts oben über den Steinbruch. So konnte er die Perversion von Amon Göth, der gern Gefangene überraschend einfach hinterrücks (oder von vorn) niederschoss, perfekt darstellen. In Wirklichkeit stand die Villa dort nicht.
Die Ul. Wiktora Heltmana liegt in einer recht gut betuchten Gegend. Freundliche Anwesen finden sich rechts und links der Straße, die sich vom Friedhof Podgorski Nowy fort nach Süden schlängelt.
Die Häuser sind schmuck, teils neu, teils mit viel Aufwand liebevoll renoviert. Mittelklassefahrzeuge aus Europa und Übersee säumen die Bürgersteige. Die Idylle wird urplötzlich unterbrochen durch eine an Häßlichkeit nicht zu überbietende Scheußlichkeit, einer Zahnlücke inmitten eines ansonsten makellos gepflegten Gebissee: Heltmana 22. Die Villa von Amon Göth.
“Sprzedam” heißt: Ich verkaufe. Das ist der Traum eines alten Mannes, der vor über zwanzig Jahren meinte, das Schnäppchen seines Lebens zu machen, als er das Haus von der Stadt zu einem Spottpreis übernahm. Er wusste nicht, was genau er da erworben hatte, und fiel aus allen Wolken, als Spielbergs Film in die Kinos kam.
So geht eine Version der zwei Geschichten, die man sich in Krakau über diesen alten Mann erzählt. Ich hörte sie von Agnieszka Dauksza, einer polnischen Künstlerin, die gerade am Grolsch ArtBoom Festival in Krakau teilnahm. Ihr Beitrag nannte sich “Die Träume von Amon Göth”, und sie hatte eben jenen alten Mann dazu überredet, sein Haus für eine Woche der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Als sie mich neugierig am Straßenrand stehen sah, bat sie mich herein.
Erfreut, dass es sich bei Agnieszka nicht um eine Maklerin handelte, die vielleicht versuchen wollte, mir die Scheußlichkeit zu verkaufen, folgte ich der Einladung und fand mich bald in diesem geschmackvoll eingerichteten Wohnzimmer wieder.
Angeblich handelt es sich bei den hier gezeigten Möbeln größtenteils um Einrichtungsgegenstände, die früher Göth gehört haben sollen. Der alte Mann bewohnt selbst nur ein kleines Zimmerchen im vorderen Teil des Hauses. Vom Grad der “Bewohntheit” aus betrachtet, kann das gut hinkommen, denn die Möbel im großen Wohnzimmer wirken wie ausgestellt.
Über den Esszimmerbereich gelangt man in den hinteren Teil des Hauses und in den Garten. Und hier erblickte ich auch den berühmten Balkon.
Es mag zum Teil Einbildung gewesen sein, aber diese Räume jagen einem immer noch Schauer über den Rücken.
Der Raum, in dem laut “Schindlers Liste” Göths Bett stand, ist heute leer – und komplett baufällig, wie der größte Teil des Hauses. Die Bausubstanz ist verrottet und verkommen. So wird das nie was mit dem Verkauf – es sei denn, die Nazi-Szene rottet sich zusammen und sammelt.
Ich hoffe inständig, dass dem eine Organisation zuvor kommt, die aus diesem Haus etwas formt, was den Menschen heute die Schrecken der Naziherrschaft und ihre perversen Auswüchse nahe bringt. Es kann nicht angehen, dass dieses Haus womöglich in falsche Hände fällt! Das KZ Plaszow ist heute komplett verschwunden. Vielleicht wäre dieses Haus ein prima Platz, um an das Lager, seinen perversen Kommandanten und an eine faschistische Ideologie zu erinnern, die ganz schnell furchtbare Folgen hatte.
Ich finde: Ein einfacher Wasserhahn zeigt den Horror deutlicher, als eine ganze Wand voller interaktiver Schautafeln das vermag.
Ich finde es schockierend welch grenzenlosen Sadismuss die Nazis teils hatten siehe “Kurt Hubert Franz” oder ” Miete” die zwei Monster aus Treblinka. Ich musste mir einen Film wie ” Der Pianist” oder “Schindlers Liste” zweimal anschauen weil ich die Gräultaten einfach nicht begreiffen konnte die in diesen Filmen gezeigt wurden. Ich denke mal, nochmehr brutalität und Sadismuss als gewisse Nazi Offiziere oder Kommandanten im 2ten Weltkrieg hatten geht einfach nicht mehr. Und ich gehe sogar weiter und sage Sadismuss in einem solchen Ausmass wie beispielsweise bei Göth gibt es heute nicht mehr, zumindest nicht mehr ganz. Ich kann das erlich gesagt gar nicht glauben das soetwas überhaubt möglich ist einen Menschen aus Spass am leben vom Balkon aus zu töten. Noch perverser und sadistischer kann man nicht sein. Er verhielt sich wie ein kind wenn es aus Spass Ameisen zerdrückt nur waren es Menschen! Amon Göth war doch vom Teufel
Ich war am 09.08.2016 in Plaszow. Die Villa scheint nun verkauft und wird derzeit komplett kernsaniert; wer der Käufer ist, konnte ich nicht in Erfahrung bringen…
Als Krakau-Fan war ich im März 2014 auch auf den Spuren des Krieges: Fabrik von Schindler, Plaszow, der Steinbruch.
Das Haus von A.G. konnte ich nicht finden, wollte mich aber durchfragen bei Anwohnern u. auch bei einem Polizei-Steifenwagen.Keiner konnte mir helfen, keiner wusste von diesem Namen etwas und von dem Haus! Ein ca. 30-jähriger netter Mann half mir mit seinem Smartphone im Internet die Straße zu ermitteln und begleitete mich in das Wohngebiet. Ich habe ihn erklärt, warum ich das Haus finden möchte.Das Haus hat mich sehr betroffen gemacht. Es strahlt so viel negatives, böses aus.Ich bin durch den Lattenzaun geschlüpft u. habe auf der Hinterseite d. Hauses durch die Fensterscheiben geschaut, in den Raum, mit Parkettboden u. Zugang zum Garten, wo Amon Goeth einst Feste gefeiert hat. Es war leer, noch nicht renoviert und unbewohnt. Urzustand denke ich. Bei meinem nächsten Krakaubesuch werde ich es noch mal aufsuchen. Es sollte tatsächlich als Museum bzw als Mahnmal des Bösen gezeigt werden.
Den Ort der Villa im Film Schindlers Liste an den Steinbruch zu verlegen, ist dumme Geschichtsfälschung! Nich bei den Tatsachen zu bleiben, ist Wasser auf die Mühlen jener, die dies der “Holocaust-Industrie” ohnehin vorwerfen! Spielberg hat einige peinliche Regiefehler (Revolver statt Pistole aufheben etc..) gemacht, aber hier eben eine große Dummheit!
Ich habe an meinem letzten Tag in Krakau ebenfalls das Gelände des ehemaligen KZ und die Villa von A. Göth besucht. Ich hatte mich davor nicht mit dieser Person und seiner Geschichte beschäftigt. Es hat mich schockiert und verstört. Zwei Dinge finde ich äußerst befremdlich:
1. Das KZ findet so wenig Beachtung – warum? Da Gebiet sollte doch viel differenzierter aufgearbeitet werden!
2. Die Villa von A. Göth ist inzwischen ein Wohnhaus, saniert/renoviert – es fehlen nur noch ein paar Gartenzwerge im Vorgarten. Ich finde dies skandalös! Dieser Mensch ist Inbegriff sadistischen Handelns im Dritten Reich, man kann doch nicht einfach aus seiner “Wirkungsstätte” ein spießiges Wohnhaus gestalten! Warum wurde hier nicht früher reagiert!?
Ich wollte letztes Wochenende auch gerne Auschwitz besuchen, da ich zu Besuch an der polnischen Grenze war. (Wohnhaft an der Schweizer Grenze, Basel). Leider haben wir es nicht geschafft, die weiteren 4 Stunden auf uns zu nehmen, aufgrund unseres kleinen Sohnes(6 Monate).
Zum Thema.
Soweit ich weis, ist Krakau ja in der Nähe von Auschwitz und wäre ein weiteres Ziel für mich gewesen. Am selbigen Tag. Ich interessiere für mich sehr stark für den Holocaust und habe neben Buchenwald und Dachau auch Natzweiler Struthof besucht. Jedes mehrmals. Ich bin der Meinung, jedes Mal ein schauriges Gefühl zu haben, sobald ich mich nur in der Nähe eines KZ‘s befinde. Ein großer Wunsch von mir war es bisher, die Villa von Amon Göth einmal zu sehen, und zwar im Originalzustand. Nicht nur weil ich Schindlers Liste schon 5 mal gesehen habe, sondern auch, weil hinter diesem Haus ein große Geschichte steckt, auch wenn sie mehr nur mit Perversheit verbunden ist. Diese Villa, wie der Kommentator über mir auch schon gesagt hat, zu renovieren und als „normales“ Haus zu bewohnen, finde ich schade. Klar gibt es noch die Fabrik von Schindler, welche bestimmt auch sehr sehenswert wäre und hoffentlich nicht auch noch umgebaut wird, aber trotzdem ist es sehr schade, das ich keinen Grund mehr sehe, die Villa von Amon Göth zu besichtigen.
Ich hoffe ich bin von Thema nicht all zu weit abgestreift, aber ich wollte einfach mal meine Gedanken los werden.
Schönen Tag noch allen zusammen